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Morgen, ihr Luschen! Der-Ausbilder-Schmidt-Film


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Deutschland2008
Produktion: Hoffmann & Voges Filmprod./Action Concept Cinema/Studio Babelsberg/D'nA Prod.
Produzenten: Karlheinz Ganzer, Philip Voges, Alban Rehnitz
Regie: Mike Eschmann
Buch: Florian Gärtner, Rudolph Jula, Jakob Hilpert, Holger Müller, Knacki Deuser
Kamera: Bernhard Jasper
Schnitt: Norbert Herzner
Musik: Moritz Schneider, Robin Hoffmann
Darsteller: Holger Müller (Ausbilder Schmidt), Collien Fernandes (Prinzessin Shirin), Axel Stein (Rekrut Rainer Zielinski), Horst Krause (Opa Schmidt), Ingo Appelt (Jackie), Hedi Kriegeskotte (Gundula Scheel-Golowski), Bernhard Hoëcker (Adjutant Klein), Rainer Hunold (Oberst Herold), Fahri Ogün Yardim (Prinz Ravan / Prinz Habib), Alexander Yassin (TV-Reporter)
Länge: 90 min
Verleih: Universal

Man muss die WDR-"Nightwash"-Figur "Ausbilder Schmidt" nicht kennen, um ihren Ausflug auf die Kinoleinwand als Qual zu empfinden. Dafür braucht man nur dem hessischen Singsang ihres Erfinders und Hauptdarstellers Harald Müller zu lauschen, dessen bärbeißiges Motto "Morgen, ihr Luschen!" eher kitzelt als knallt. Dieser Schleifer in Soldatenstiefeln ist eine weichgespülte Karikatur ermäßigter Reichweite, ein Zigarre kauender Schmusekabarettist im Tarnanzug, der die Zähne bleckt, aber nur ironisch überzuckerte Sprechblasen wie die von der "Luschisierung" des Landes absondert, oder dass Politessen auch nur Frauen seien. Das mag im Kleinkunstheater für Schenkelklopfer sorgen und in diversen Verwertungskanälen ganz einträglich sein; als tragende Figur eines Films aber, und sei es nur eine alberne "Action-Parodie", ist kalauernder Leerlauf vorprogrammiert.

Der Plot ist dementsprechend hanebüchen und handelt davon, wie Schmidt nahezu im Alleingang eine feministische Weltverschwörung vereitelt, die einen UN-Friedensgipfel in Deutschland nutzen will, um sich an die Macht zu bomben. Bis die Lunte endlich brennt, haben die Drehbuchautoren allerdings einen großen Sack Unfug ausgeleert und das unsortierte Durcheinander um einen vom Bürgerkrieg zerrissenen Staat orientalisch-islamischer Provenienz, eine schlagkräftige Prinzessin, verfeindete Zwillingsbrüder, einen treuen Hund und den weiblichen Brigadegeneral Gundula Scheel-Golowksi so aneinander gereiht, dass die Inszenierung daraus eine Art Nummernrevue basteln kann – bisweilen sogar mit durchaus beachtlichen Einzelsequenzen. So verfolgen der Ausbilder und sein Rekrut Zielinski, gespielt von Axel Stein, minutenlang den entführten Thronfolger, indem Schmidt sein Auto rückwärts steuert, weil er die Automatikschaltung des Fahrzeuges nicht versteht. Diese Szene besticht durch Witz, Tempo und eine Pointe, verglüht aber wie manches andere im Gedränge platter Gags und Einfälle. Ähnliches gilt für eine energisch choreografierte "Sex Machine"-Tanzeinlage einer schwulen Formation, die für ein Feuerwerk des Visuellen sorgt, einen Witz später aber auch schon wieder im Konturlosen versunken ist. Über eine männerbündische Sketch-Parade kommt die Regie des einschlägig erfahrenen Mike Eschmann "Achtung, fertig, Charlie", fd 37 002 nie hinaus, die ihrerseits die Herkunft der Figur wie auch der Ideen von der Bühne unterstreicht. Solcherart von der Last erzähl-logischen Nachvollzugs befreit, bliebe Raum für die darstellerischen wie inhaltlichen Kapriolen eines betont antiintellektuellen, schwulenfeindlichen und misogynen Stoffes, der so gerne politisch unkorrekt wäre, über bloße Koketteterie aber nicht hinaus kommt. Doch will oder muss man sich mit einem so dezidierten Nonsens wirklich auseinander setzen? Das ist die Crux zahnloser Comedy: nur von einem Publikum goutiert zu werden, das am schmalen Grat zwischen Kritik und Affirmation oder den Nuancen des Ironischen gänzlich desinteressiert ist. · Josef Lederle


Ein bärbeißiger Ausbilder der Bundeswehr vereitelt nahezu im Alleingang eine feministische Weltverschwörung. Erster Kinoabstecher einer Comedy-Figur mit hanebüchenem Plot und einer kruden Nummernrevue voller kalauernder Gags und müder Stunts. Was als ironische Action-Parodie gedacht ist, kommt über eine männerbündische Sketch-Parade nicht hinaus. Die Koketterie mit politisch unkorrekten Themen lohnt nicht der Auseinandersetzung.

 

FILMDIENST
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